Vor allem in der Schulzeit erleben Kinder und Jugendliche enormen Leistungsdruck und Ängste, die sie und den Kontakt zu Mitschülern, Freunden und Familie belasten. Spezielle Coachings für Jugendliche können helfen, Probleme zu lösen und die Entwicklung der jungen Menschen positiv zu unterstützen. Denn viele Coachingmethoden eignen sich auch sehr gut für die Arbeit mit Jugendlichen. In diesem Beitrag geben wir einen Einblick in die Coaching-Praxis mit Jugendlichen und wie wir in unseren pferdegestützten Coachings vorgehen.

Zu mir ins Coaching kam der 14-jährige Sven. Sven besucht die Sekundarschule I. Er ist ein guter Schüler, jedoch besitzt er kein Fach, das er als seine Stärke bezeichnen würde. Seine Stärke liegt in der Kreativität. Er spielt ein Instrument, interessiert sich für Kunst und hat enorm viele Fantasien, die ihm teilweise aber auch zu schaffen machen. Hunde liebt er über alles, sie geben ihm innere Ruhe und Selbstsicherheit.​​

Die Ausgangssituation

Sven leidet sehr stark unter Minderwertigkeitskomplexen. Er findet, dass alle Mitmenschen etwas gegen ihn hätten und er daher immer das Gefühl hat, sich rechtfertigen zu müssen. In der Gruppe ist er nicht sehr beliebt, da er ständig in einer traurigen Phase steckt und seine gesamte Haltung auch danach aussieht.

Gespräche in Gruppen meidet Sven und zieht sich lieber in eine Ecke zurück. Er besitzt auch keine festen Freunde, da er seine Traurigkeit ständig auslebt und das die Mitmenschen belastet. 

Zu Hause streitet er sich fast täglich mit seinem Vater. Im Grunde genommen liebt er ihn, hat aber ein Beziehungsproblem, das er nicht richtig erklären kann. Auch hat er starke Schlafprobleme. Seine Familie ist bereits sehr am Verzweifeln und suchte ein Coaching, das Tiere in den Coachingprozess einbindet.

Mein Vorgehen beim Coaching mit Jugendlichen

Sven kam zum ersten Coaching alleine, da ich das immer den Betroffenen überlasse, was dessen Wunsch ist. Er fühlte sich sehr schnell bei den Pferden wohl und sein ernstes Gesicht verwandelte sich entsprechend in ein Lächeln.
Ich lasse die Coachee zuerst bei den Pferden ankommen und beobachte die ganze Person. Wenn ich mir einen ersten Eindruck machen konnte, gehen wir gemeinsam mit dem Pferd entweder ins Viereck, in den Naturtrail oder gehen laufen.
Im ersten Gespräch sollen zuerst geklärt werden, was er sich von den Pferden erwartet und sich überhaupt diese Form von Gesprächen vorstellen könne. Selbstverständlich werde ich ihm auch das pferdeunterstützte Coaching erklären, damit er sich seine Vorstellungen machen kann. 

In dem ersten Kennenlerne Coaching werden nicht schon bereits über Ziele gesprochen. Mir ist es wichtig, dass sich der Mensch mit den Pferden wohl fühlt und er sich eine Zusammenarbeit mit mir und den Pferden vorstellen kann. Ungezwungene Gespräche sind viel aufschlussreicher und man beginnt bereits ein etwas Vertrauen gegenseitig aufzubauen.

Sven hat sich nach unserem ersten gemeinsamen Zusammenarbeiten entschieden, es mit uns zu zusammenzuarbeiten, was mich immer wieder sehr freut. Es bestätigt mir meine Vorgehensweise. Ich versetze mich sehr viel in die Situation des Gegenübers und überlege mir, was ich in diesem Moment erwarten würde. So kann ich bewusster auf die Bedürfnisse meiner Coachee eingehen.

Es sind nun bereits einige Monate im Coachingprozess von Sven vergangen. Wir treffen uns zwei Mal im Monat. Bei der Terminfindung legen wir Wert auf eine flexible Terminabstimmung. Unsere Coachee können ihre Terminwünsche äussern, denen wir dann versuchen gerecht zu werden, damit der Mensch ungezwungen zu unserem Coaching kommen kann.

Was hat sich in dieser Zeit verändert?

Sven kommt regelmässig zum Coaching. Sven hat sich sehr schnell – dank den Pferden – geöffnet und lernt täglich, sich als Mensch kennenzulernen. Er kann mittlerweile über seine Probleme sprechen. Sein Verhalten zu seinem Vater beginnt, langsam besser zu werden, da wir bereits drei Coachings mit Sven und seinem Vater hatten. Vater und Sohn haben gemerkt, dass ihre persönlichen Eigenschaften fast identisch sind und dass es eben nicht einfach ist, Konkurrenz zu akzeptieren.